Während die erzielten durchschnittlichen Renditen entsprechender Policen zwischen 1,5 % und 3 % liegen, vermochten die Aktien vieler Versicherer über die Jahre prächtig zuzulegen. Das aktuelle Börsenjahr macht dabei keine Ausnahme. In den letzten zwölf Monaten legte die Allianz-Aktie um ca. 27 % zu und gehört damit zu den besseren Titeln im florierenden DAX-Index. Freilich muss auch gesehen werden, dass die Allianz-Aktie im Frühjahr 2000 bereits bei fast 400 EUR stand. Immerhin war die Allianz stets ein guter Dividendenzahler.
Auch in anderen Ländern konnten Versicherungsaktien zuletzt einen guten Lauf hinlegen. Herausragend entwickelte sich in den letzten Monaten die österreichische UNIQA Insurance Group AG, die ähnlich wie die Allianz ein breites Spektrum an Versicherungssparten bedient. Ebenso sportlich zeigte sich zuletzt MAPFRE aus Spanien, Prudential aus Großbritannien und Japan Post Insurance aus dem Land der aufgehenden Sonne.
Demgegenüber legen amerikanische Versicherungsaktien einen eher mageren Jahrgang auf das Börsenparkett. Vor allem das Segment der Krankenversicherer leidet unter den Einschnitten im Gesundheitssystem, die von der Trump-Regierung auf den Weg gebracht wurden.
Für Aufsehen hat daher in der letzten Woche die Meldung gesorgt, Warren Buffett sei mit seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway bei dem darbenden Krankenversicherer und Platzhirschen United Health eingestiegen. Der prinzipienstarke und authentische Investor aus Omaha kennt sich im Versicherungsgeschäft bestens aus. Seine GEICO Sachversicherungsgesellschaft gehört zu den Perlen unter den Buffett-Unternehmen, wenngleich es dort zuletzt Marktanteilsverluste in der Autoversicherungssparte gab. Insgesamt hat Buffett den Krankenversicherungssektor in den letzten Jahrzehnten gemieden. Insofern ist sein jetziger Einstieg überraschend. Warren Buffett gehört aber zu den wenigen Unternehmenslenkern ganz großer US-Unternehmen, die keine Ergebenheitsgesten ins Weiße Haus senden. Im Gegensatz zu den Chefs der sogenannten Technologie-Unternehmen ist Buffett in guter amerikanischer Tradition von der um sich greifenden Stiefelleckerei angewidert. Stattdessen verfügt der Vierundneunzigjährige über einen treffsicheren Instinkt für unterbewertete Qualitätsunternehmen und es wird sich herausstellen, ob der Altmeister auch bei United Health richtig liegt.
Zu den Erstaunlichkeiten der Börsen zählt, wie Warren Buffett einstmals feststellte, dass hier nur wenige Anleger dem ökonomischen Prinzip folgen und vielmehr ganz anderen Regeln gehorchen. Nicht minder verwunderlich ist, dass die Erfolgsprinzipien des Orakels aus Omaha ihrerseits nur recht wenig Gefolgschaft gefunden haben.
Aus Chicago
Ihr
Dr. Christoph Bruns