Neues Jahr – alte Börsenmuster

Wie bereits im Vorjahr starten die Aktienbörsen mit Schwung und Frohsinn in das neue Jahr. Die alten Favoriten setzen sich auch in 2021 gleich an die Spitze des Zuges. Einmal mehr ziehen die FAANG Aktien den Börsenkarren sprunghaft voran. Die Apple Aktie führt den Tross mit einem zweistelligen Jahresstart an und bringt mittlerweile eine Börsenbewertung von gut 2,2 Billionen Dollar auf die Waage.

Es hat ganz den Anschein, als ob die Alternativlosigkeit der Aktienanlage sich immer weiter herumspricht und nach und nach neue Anlegergruppen für Eigenkapitaltitel gewinnt. Ohne Zweifel sind einzelne Kursexzesse – siehe Tesla - stets integraler Bestandteil eines solchen Aktienmarktaufschwungs. Auch liegt es in der Natur der Sache, dass jüngere Börsianer mit größerer Kühnheit ihre Aktienauswahl treffen als erfahrenere Semester.

Etwas weniger Jubel gewärtigen derzeit die Rentenmarktanleger. Verwöhnt durch eine vier Jahrzehnte währende Dauer-Hausse mussten amerikanische Staatsanleihen zuletzt Kursabschläge hinnehmen. Zwar wissen die Zinsfreunde die Notenbanken fest auf ihrer Seite - allein die Renditen sind so mickrig, dass ein Restunwohlsein nicht vollständig verdrängt werden kann. Orthodox denkende Marktteilnehmer wundern sich indes bereits seit Jahren, warum die Nachfrage nach zinslosen Papieren, die zugleich  mit hohen Ausfall-, Inflations-, und Kursrisiken versehen sind, enorme Nachfrage zumindest bei institutionellen Investoren auf sich ziehen.

Demgegenüber geht es an den Rohstoffmärkten ganz ökonomisch zu. Die Erwartung steigenden Verbrauchs bei stabilem Angebot sorgt hier seit Monaten für Auftrieb. Nach dem desolaten Vorjahr können sich im bisherigen Jahresverlauf Energierohstoffe besser in Szene setzen. Beim Rohöl, welches in der letzten Saison einen Preiseinbruch um ein Drittel hinnehmen musste, wird die Erwartung anziehender Nachfrage nach dem schwarzen Gold durch die Hoffnung auf ein Ende der Corona Pandemie genährt. Zugleich hat die OPEC zuletzt gute Disziplin bei der Umsetzung von Produktionskürzungen an den Tag gelegt.

Schließlich gelang den Devisenmärkten ein recht ruhiger Jahresauftakt, wenn man von exotischen Währungen absieht. Größte Dynamik fand sich in den Ausschlägen der Kryptowährung Bitcoin, die unter wilden Verwerfungen seit Jahresbeginn um ca. 15% zulegen konnte. Freilich ist doch stark zu bezweifeln, ob es sich bei solchen Anlagen nicht um reine Spekulationen handelt. Ein zynisches aber den Zeitgeist nicht ganz verfehlendes  Börsenbonmot dazu lautet: Investments sind Spekulationen, die erfolgreich verlaufen sind.


Aus Chicago

Ihr

Dr. Christoph Bruns