Börsen im Panikmodus

Die Weltbörsen befinden sich im Panikmodus. Damit sind sie in guter Gesellschaft: Politik und Medien sind es ebenfalls. Ablesbar ist das unter anderem an der ad hoc Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank Fed.

Nunmehr sind die USA auf bestem Wege zu einer nominalen Negativzinspolitik. An den Bondmärkten jauchzen die Investoren vor Freude. Die Konzentration der darbenden Deutschen Bank auf den Anleihebereich bei gleichzeitiger Radikalschrumpfung des Aktiensektors erweist sich in diesem Lichte betrachtet als weiser Schritt.

Derweil ist an den Börsen Crash-Musik angesagt. Viele Aktien - zumal aus den Industriesektoren und dem SmallCap-Bereich - befinden sich in Crash-Stimmung. Kursabschläge von 30-60% seit den letzten Hochs sind keine Seltenheit. Bewertungen spielen einstweilen keine Rolle mehr. Titel, die schuldenfrei sind und zu einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnissen notieren, finden keine Käufer. Das sind klare Anzeichen eines Börsenkrachs.

Neben der Tourismusbranche (Fluglinien, Hotels, Restaurants etc.) ist auch die Energiebranche mächtig ins Feuer geraten. Airlines und Öl-Service-Gesellschaften wurden nicht selten um 50% und mehr abgehalftert. Schreckensszenarien machen die Runde und Panikkäufe sind in den Supermärkten Deutschlands zu beobachten. Am Junk-Bond-Markt kommt es bald zu Kreditausfällen.

Allerdings hat der große Ausverkauf noch nicht stattgefunden. Das Pendel der jahrelangen ETF-Welle ist noch nicht umgesprungen und die seit langem überbeliebten US-Technologieaktien mit Namen wie Apple, Google, Amazon, Microsoft, Facebook, Paypal etc. haben bislang trotz mancher Gewinnwarnung erst zarte Korrekturen erlebt.

Wenig überraschend ist die klägliche Kursentwicklung deutscher Dividendentitel. Wie in jeder Krise nehmen Aktien aus Deutschland führende Plätze in den aktuellen Verliererranglisten ein. Fahrzeugbauzulieferer, Autohersteller, Maschinenbauer, Banken und Chemiker führen das Feld an. In den USA, wo das deutsche Wort ‚Angst‘ mittlerweile Karriere gemacht hat, und zwar vor allem im Zusammenhang von ‚German Angst‘, machen sich die Medien inzwischen mit Süffisanz ans Werk, um dem Publikum das Phänomen des ‚Hamsterkaufs‘ zu erklären, nachdem bekannt wurde, dass unsere Landsleute im Angesicht der Corona-Hysterie ganze Regale in den Supermärkten leerkaufen.

Nicht viel anders ist die Lange im Land der aufgehenden Sonne. Trotz mitunter lächerlich geringer Bewertung steht Nippon einmal mehr in der ersten Reihe des Abwärtssoges. Es muss kaum eigens erwähnt werden, dass amerikanische Aktien weit weniger korrigierten als der Rest der Welt.

Während aber die Medien eine Flucht in ‚sichere Häfen‘ vermelden, fragt sich der kritische Beobachter, ob es dergleichen heute überhaupt gibt. Die allseits beliebte und als sicherer Hafen apostrophierte zehnjährige Bundesanleihe will mir bei einer Rendite von minus 0,7% nicht recht als Sicherheitsanlage erscheinen. Gleichwohl ist es denkbar, dass die Rendite dieser Anleihe bald bei minus 2% steht.

Auffällige Bewegungen ergaben sich auch am Devisenmarkt. Nach Jahren übertriebener Wertschätzung (aufgrund höherer Zinsen) musste der Greenback jüngst einen herben Kursrücksetzer hinnehmen. Die Notzinssenkung durch die Fed und die anhaltende Disziplinlosigkeit der US-Haushaltspolitik setzten dem Dollar zuletzt deutlich zu.

Ohne Zweifel hat die Panik in einer dialektischen Welt auch ihr Gutes. Die ausfallenden Flüge und Reisen sowie die geringere Industrieproduktion verbessert die CO2-Emissionsstatistik gewaltig. Nach dem Rezessionsjahr 2009 dürfte 2020 als Jahr des Einbruchs bei den CO2-Ausstößen in die Geschichte eingehen. Nicht Flugscham noch Greta Thunberg sondern die Corona-Panik sorgt dafür, dass die Lufthansa aktuell 50% ihrer Flüge streicht.


Aus Chicago

Ihr

Dr. Christoph Bruns